Roberto González-Monjas über die Lunch-Konzerte
Interview mit Roberto González-Monjas
In der Saison 24/25 finden zum ersten Mal die Lunch-Konzerte statt. In diesem neuen Format der Freikonzerte werden ungefähr stündige Programme präsentiert und von den jeweiligen Dirigenten mit einer Moderation versehen. Zwei dieser Konzerte werden vom Chefdirigenten geleitet. Aus Bordeaux spricht Roberto González-Monjas per Telefon-Interview über die Lunch-Konzerte und seine Programme – ein Interview von Gabiz Reichert
Warum Freikonzerte?
Während und nach Covid habe ich mehr und mehr realisiert, dass Musik für viele Leute eine Therapiemethode ist, eine Notwendigkeit. Ein Konzert – auch in einer kleinen Dosis – ist in dieser Hinsicht genauso wie Sport, ein Medikament, eine Massage, und und und. Es geht bei den Lunch-Konzerten darum, das Publikum aus ihrem geschäftigen Montag abzuholen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ein wenig «me-time» zu kriegen.
Ist das auch der Grund für dein so positives C-Dur-Programm?
Es ist positiv! Es ist in vielen Aspekten eine Art Auftakt auf die in dieser Saison so zentrale Jupiter-Sinfonie. In jenen Zeiten hat jeder Komponist viele Dur-Werke geschrieben. Die Werke aus meinen Lunch-Konzerten und die Juptier-Sinfonie erreichen jedoch ein anderes Level. Gerade in Mozarts Linzer-Sinfonie [Lunch-Konzert Nr. 3] wird man beinahe an Beethovens Pastorale erinnert, weil das Dur eben nicht so abgedroschen ist, wie das so häufig der Fall war, sondern eine neue Ebene erreicht. Im ersten Programm spielen wir die 28. Sinfonie von Michael Haydn, die als Vorreiter seiner Zeit bereits – wie die Jupiter Sinfonie – ein Fugato-Finale aufweist, sozusagen als Zusammenfassung der gesamten Sinfonie. Ich weiss nicht, ob Mozart die Sinfonie gekannt hatte, aber einiges ist einfach so ähnlich, dass man es wohl vermuten kann. Also ja, das ganze Programm ist eine echte C-Dur Extravaganza!
Eine C-Dur Extravaganza scheint zu der vorhin beschriebenen therapeutischen Wirkung der Lunch-Konzerte zu passen, wurde das Programm bewusst darauf zugeschneidert?
Wir bieten beim MKW so viele Konzertformate an! Die Lunch-Konzerte sollen nicht einfach ein neues Format sein, in welchem wir spielen, was wir auch sonst schon haben, es soll nicht alte Ware in neue Verpackung kommen! Die Lunch-Konzerte sind noch einmal etwas Anderes für Leute, die klassische Musik in einer anderen Weise geniessen möchten. Es ist wie beim Essen: manchmal möchte ich nobel essen gehen, manchmal will ich etwas Gesundes, etwas Schnelles, etwas Kleines, etc. Mit den Lunch-Konzerten erweitern wir unser Repertoire an Konzerterfahrungen. Man möchte nicht immer chique angezogen an eine Opern-Gala, um klassische Musik zu erleben. Beim MKW wird immer schon versucht, uns den Bedürfnissen des Publikums anzupassen, flexibel zu bleiben und neue, bessere Wege für dieses Ziel zu finden. Die Lunch-Konzerte sind ein weiterer Schritt in diesem Vorhaben.
Die Freikonzerte sind schon lange ein Bestandteil des Angebots, was fügen die Lunch-Konzerte dem hinzu?
Die Freikonzerte sind – ich wage es, soweit zu gehen – vom MKW nicht mehr wegzudenken, sie sind einfach eine absolute Notwendigkeit. Der Punkt dahinter ist für mich: Exzellenz präsentieren, ungeachtet des Formats. Jeder und jede soll die Möglichkeit haben, zu erfahren und zu erleben, was wir im Orchester tun. Jemand, der oder die zum ersten Mal in ein Freikonzert kommt, soll sich danach sagen: «Wie konnte ich das noch nie zuvor erleben, wie ist das an mir vorbei gegangen!» Es gibt in dieser Institution – in der Musik allgemein – mehr zu erleben, als viele dies glauben mögen. Schliesslich sind wir eine öffentliche Dienstleistung, die allen zugänglich sein muss. Die Lunch-Konzerte sind darin eine neue Serie. Jede neue Serie bringt auch Experiment mit sich. Wie gesagt wollen wir dem Publikum ermöglichen, aus einem hektischen Alltag Ruhe zu finden. Wir werden sehen, wie die Leute dies aufnehmen! Ich bin auf jeden Fall gespannt.
MO 16. SEP 2024 – 12.15 Uhr
Lunch-Konzert
Werke von Mendelssohn Bartholdy & Haydn
MO 07. APR 2025 – 12.15 Uhr
Lunch-Konzert
Mozarts Linzer-Sinfonie
Weitere Lunch-Konzerte:
MO 25. NOV 2024 – 12.15 Uhr
Lunch-Konzert mit Paul-Boris Kertsman
Mit Mendelssohn nach Schottland
MO 26. MAI 2025 – 12.15 Uhr
Lunch-Konzert mit Bogdan Božović
Delirium Amoris