Film & Musik - Schellen-Ursli
Sa 21.Dez 2024 19.00In Xavier Kollers Verfilmung wird die beliebte Bilderbuchgeschichte von Selina Cönz Teil einer …
Wunderkinder gebe es immer wieder, sagt man. Vielleicht sagt man es zu oft. Im Fall von Jan Lisiecki hingegen, dem Spross von nach Kanada eingewanderten polnischen Eltern, darf der Satz vom Wunderkind ohne Zögern in die Welt gesetzt werden. Denn er stimmt. «Ich bin grundsätzlich einer, der, wenn er arbeitet, immer hart arbeitet. Das ist eine Charakterstruktur.» Damit hat es der Wunderjunge schnell sehr weit gebracht, hat sogar mehrere Klassen im Gymnasium im Flug übersprungen ‒ und nebenbei erst noch Klavierspielen gelernt. Bald ging er auf erste Konzertreisen, und seine Kommilitonen, die absolut nichts von seinem Klavierspiel wussten, hatten dann Bedauern mit ihm, weil er fehlte und sie ihn krank wähnten. Schnell wurde Lisieckis ausserordentliches künstlerisches Talent erkannt, und spätestens als Zwanzigjähriger hatte er sich als einer der bedeutendsten und tiefsinnigsten Pianisten nicht nur seiner Generation zu etablieren vermocht. Noblesse charakterisiert ihn und sein erlesenes Spiel, und über allem waltet der Geist einer hohen Kultiviertheit, wie sie einem Pianisten seines Alters eigentlich noch gar nicht zu Gebote steht. Jan Lisiecki ist beharrlich auf der Suche nach einer verlorenen Schönheit in der Musik – einer Schönheit, die durchaus auch Erhabenes in sich birgt. Und allein das ist unseren Zeiten einer profanen Rationalität beinahe schon ein Wunder.