Film & Musik - Schellen-Ursli
Sa 21.Dez 2024 19.00In Xavier Kollers Verfilmung wird die beliebte Bilderbuchgeschichte von Selina Cönz Teil einer …
Weihnachtsoratorium
So originär uns die Komposition seines Weihnachtsoratoriums BWV 248 erscheinen mag – Bach bedient sich dabei wie aus einem Steinbruch aus vier eigenen Kantaten, drei weltlichen und einer (leider verschollenen) geistlichen. Bei diesem sogenannten Parodieverfahren, der gängigen kompositorischen Praxis der Zeit, frühere Kompositionen neu zu verwerten, unterlegt er aber keineswegs lediglich die ursprünglichen musikalischen Sätze mit dem jeweils neuen Vokaltext, sondern nimmt gezielte Anpassungen an der musikalischen Substanz vor, um Inhalt und Affektgehalt von Text und Szenerie – im Zentrum die biblische Weihnachtsgeschichte – gerecht zu werden. Gerade über den teils Staunen machenden Vergleich mit den erhaltenen Ursprungskompositionen werden in unserer Soirée Bachs spezifische Gestaltungs- und Ausdrucksmittel ersichtlich.
Diese Betrachtungen betten wir ausserdem in ein Verständnis der historisch-biografischen Umstände der Entstehung und der Uraufführung des vermeintlich so selbstverständlich in sich geschlossenen Werkes ein. Dabei verblüfft, welche ganz praktischen Herausforderungen der Aufführungsbedingungen in Leipzig sowie der Terminkonstellation in der Weihnachtszeit 1734/35 zu jener musikalisch-szenischen Gesamtanlage haben führen können. Diese wurde untergliedert in sechs Kantaten, die ursprünglich für die fünf weihnachtlichen Festtage und einem dazwischen liegenden Sonntag komponiert wurden.