Zu Gast in der Elbphilharmonie
Fr 03.Jan 2025 19.30Das Fagott «malt besonders die Gegenstände traulicher Zärtlichkeit». So ist es im Jahr 1807 zu …
Im Juli 1877 hatte Tschaikowsky geheiratet. Ein von Vernunft diktierter Entscheid vor allem im Hinblick auf die gesellschaftliche Öffentlichkeit und die von ihr geforderten geordneten Verhältnisse. Doch nur wenige Wochen später floh er aus seiner Ehe und überhaupt aus Russland und fand schliesslich im Frühjahr 1878 in Clarens am Genfersee einen Unterschlupf. Hier stellte sich bald auch der junge Geiger Iosif Kotek ein, den Tschaikowsky Anfang der 1870er-Jahre am Moskauer Konservatorium kennen gelernt und sich in ihn verliebt hatte. Seine Gefühle wurden von Kotek erwidert. Nun waren sie, weit weg von allen gesellschaftlichen Zwängen in ihrer Heimat, beieinander und musizierten Tag für Tag zusammen. Und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, begann Tschaikowsky mit der Komposition eines Violinkonzerts für Kotek. «Bisher hielt ich mich fest an die Regel, niemals eine neue Arbeit anzufangen, solange die alte nicht beendet war», schrieb er seiner Gönnerin Nadeshda von Meck. «Aber diesmal geschah es, dass ich die Lust in mir nicht bezwingen konnte. In solchem Gemütszustand verliert das Schaffen gänzlich das Gepräge der Arbeit.» Genau das hört man dem Violinkonzert auch an: Kaum ein anderes seiner Werke klingt derart unbeschwert und herzensfrisch. Übrigens, Kotek war der Solist bei der russischen Erstaufführung am 20. August 1882 in Moskau. Tschaikowsky sass im Publikum.