Winterthur ohne Musik? Nachdem Huldrych Zwingli ab 1525 im reformierten Gottesdienst auf Musik verzichtete, blieb es für Jahrzehnte still in den Kirchen im Zürcher Gebiet. Im ganzen Zürcher Gebiet? Nein! Schon 1543 begann ein mutiger Pfarrer im kleinen Seuzach, mit seinen Schülerinnen manch «loblichen und heiligen Psalmen zu Lob und Eeren Gott unserm Herren in der Kilchen» zu singen. Und 1629 gründete ein junger Pfarr-Expektant namens Hans Heinrich Meyer in seiner Heimatstadt Winterthur ein «Collegium Musicum»: Damit beginnt die Geschichte des Musikkollegiums Winterthur. Zugegeben, die Idee brachte Meyer aus Zürich mit, wo er studiert hatte, und wo Zwinglis Ideen unterdessen auch nicht mehr so streng verwirklicht wurden. Aber die Erfolgsgeschichte war dann eine ganz Winterthurerische. Immer mittwochs um drei trafen sich Herren, die «einen musikalischen Autor von mittelmässiger Schwere tactmässig und musikalisch zu tractiren» verstanden, sangen und spielten, unterbrochen von einem Zvieri nach neunzig Minuten. Wie das geklungen haben mag? Das «Ensemble Lamaraviglia» um die Sängerin Stephanie Boller, spezialisiert auf historisch fundierte Programme, lässt die ferne Zeit musikalisch auferstehen!